Folgende Untersuchungen (Auswahl) sind für Menschen mit Spina bifida häufig nötig. In dieser Aufstellung sind die einzelnen Untersuchungsarten nach Organen und Methoden geordnet
Skelett
Wirbelsäule
Röntgen: Beurteilung der Höhe und des Ausmaßes der
knöchernen Wirbelsäulenveränderungen. Skoliose: Aufnahmen von vorne und
seitlich im Liegen und Sitzen zur (Verlaufs-) Beurteilung von Skoliosen.
Nachweis/Ausschluss von Frakturen.
Computertomogramm: Beurteilung von Veränderungen der Wirbel, des Wirbelkanals.
Spiral-CT: Genauere Beurteilung von Wirbelfehlbildungen,
dysraphischen Knochenveränderungen, Knochenverwachsungen,
topographischen Zuordnungen.
Ausführung: Radiologe.
Knochen
Röntgen: Knochenalter: Hand (links) bei vermuteten Wachstumsstörungen.
Szintigraphie: zum Nachweis/Ausschluss von Knochen(haut)entzündungen (Osteomyelitis). Ausführung: Radiologe.
Gelenke
Funktionsuntersuchung nach dem AB0-System der Gelenkstellung und des Bewegungsausmaßes.
Ausführung: Kinderarzt, Neurologe, Neuropädiater, Orthopäde.
Muskulatur
Umfangsmessung als Verlaufskontrolle von Muskeltrophik bzw. Muskelverschmächtigung.
Messung der Muskelkraft.
Untersuchung der Muskelkoordination: siehe neurologische Untersuchung.
Ausführung: Kinderarzt, Neuropädiater, Neurologe, (Orthopäde).
Elektromyographische Untersuchung (EMG): siehe Nervensystem: Elektrophysiologische Untersuchung.
Kopf / Gehirn / Shunt
Hirnstrukturen
Ultraschalluntersuchung (solange Fontanelle offen ist): Weite der Hirninnenräume, orientierend: Hirnstrukturen.
Ausführung: Kinderarzt, Radiologe, Neurochirurg.
Computertomogramm (evtl. mit Kontrastmittel zur genaueren
Darstellung): Beurteilung von Gehirnstrukturen: Weite/ Form der
Hirninnenräume, Veränderung der Weite der Hirninnenräume, Fehlbildungen,
Verlagerungen, Zysten u.a.
Ausführung: Radiologe.
Magnetresonanz-Tomogramm (= MRT = Kernspintomogramm = MRI):
Beurteilung der Hirnstruktur (Windungen, Fehlbildungen, Lageanomalien,
Hirnkammern, Zysten usw.) in beliebig wählbarer Schichtdicke. Längeres
ruhiges Liegen ist erforderlich. Deshalb häufig Sedierung notwendig.
Ausführung: Radiologe.
Hirnfunktionen
Entwicklungs-/Psychodiagnostik.
Ausführung: Psychologe, Neuropädiater.
Hirn(über)druck
Ultraschalluntersuchung (US) der Sehnerven: Ausschluss von krankhafter Wassereinlagerung im Bereich der Eintrittsstelle des Sehnerven.
Ausführung: Radiologe, (Augenarzt).
Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes zur Untersuchung auf freie Flüssigkeit im Bauchraum, Zyste?
Ausführung: Radiologe.
Röntgenaufnahme des Bauchraumes zur Kontinuitätsüberprüfung der Hirnwasserableitung (Brüche, Abrisse). Lage der peripheren Katheterspitze.
Ausführung: Radiologe.
Computertomogramm (CT): Darstellung der Weite und Form der
Hirninnenräume (unsichere Aussage!) und der äußeren Hirnräume
(Verkleinerung, Abflachung der dem Schädeldach anliegenden
Hirnwindungen) in beliebig einzustellenden Schichtdicken.
Ausführung: Radiologe.
Hirndruckmessung: Direkte Messung: “Offene” Messung des
Hirndrucks über eine Drucksonde, die (operativ) in eine Hirnkammer
eingelegt wurde (eher selten ausgeführtes Verfahren).
Ausführung: Neurochirurg. Indirekte Messung: vgl. Augen, vgl. Computertomogramm.
Hirnstrombild (Elektroenzephalogramm, EEG): Aufzeichnung und
Bewertung der Hirnströme: Ausschluss von krankhafter bioelektrischer
Hirnaktivität.
Ausführung: Neurologe, Kinderarzt, Neuropädiater, Psychiater.
Krampfleiden
Hirnstrombild: Aufzeichnung und Bewertung der Hirnströme zum Ausschluss und zur Verlaufskontrolle von krankhafter bioelektrischer Aktivität.
Ausführung: Neuropädiater, Neurologe, Kinderarzt.
Blutuntersuchung: (Blutentnahme nur an sensibel gestörten Hautzonen) Kontrollen von Medikamentenspiegeln antikonvulsiver Medikamente und der Leberwerte (SGOT, SGPT, Gamma- GT).
Ausführung: Kinder-/Jugendarzt, Neuropädiater, Allgemeinarzt, Internist…
Neurologische Untersuchung: vgl. Nervensystem.
Rückenmark
Magnetresonanz-Tomogramm (= MRT, = Kernspintomogramm):
Untersuchung der anatomischen Struktur des Rückenmarkes (ACF,
Höhlenbildungen, Verwachsungen, Engen, Zysten usw.) Längeres ruhiges
Liegen ist erforderlich, weshalb bei Säuglingen und Kleinkindern
Sedierung oder Kurznarkose notwendig sein kann.
Ausführung: Radiologe, Kinderarzt.
Ultraschalluntersuchung: Beweglichkeit des Rückenmarkes im Bereich der Spaltbildung.
Ausführung: Radiologe.
Augen
Sehkraft (Visus): Ausschluss/Nachweis von Sehschwäche.
Gesichtsfeld (Perimetrie): Ausschluss/Nachweis einer Einengung
des Gesichtsfeldes bei Beeinträchtigung des Sehnerven durch
akuten/latenten/abgelaufenen Hirnüberdruck.
Achsenmessung zum Nachweis/Ausschluss von Augenfehlstellungen (Schielen) oder Astigmatismus.
Augenhintergrunduntersuchung (Fundoskopie): Zustand der
Eintrittsstelle des Augennerven (Nervus opticus, Papille) in das Auge:
Ausschluss/Hinweise auf Abblassung oder Atrophie des Sehnerven nach
abgelaufenem oder bestehendem Hirnüberduck (Stauungspapille), Stauung
von Arterien und Venen. Hinweise auf Bluthochdruck: Stauung von Arterien
und Venen (= Fundus hypertonicus). Ultraschalluntersuchung: Veränderung (Verdickung) der Sehnerven vor Eintreten in den Augapfel durch Einlagerung von Hirnwasser bei Hirnüberdruck.
Visuell evozierte Potentiale (VEP): Überprüfung der Funktion des Sehnerven.
Ausführung: Neurologe, (Augenarzt, bei spezieller Ausrüstung).
Nervensystem
Neurologische Untersuchung: Wichtige Basisuntersuchung zur Diagnostik und Verlaufskontrolle aller neurologischen Erkrankungen (vgl. gesonderte Anleitung). Untersuchung der (Muskel-)koordination.
Ausführung: alle qualifizierten Ärzte.
Sensibilitätsprüfung: Wichtige Basisuntersuchung zur Diagnostik und Verlaufskontrolle von Sensibilitätsstörungen. (vgl. gesonderte Anleitung und Sensibilitätsschema).
Ausführung: alle qualifizierten Ärzte.
Elektrophysiologische Untersuchungen
Blinkreflex (BR): Überprüfung der Funktionen der Sehbahn.
Ausführung: Neuropädiater, Neurologe.
Elektro-Nystagmogramm (ENG): Überprüfung des Gleichgewichtssinnes und der hierzu gehörenden Nervenbahnen.
Ausführung: Augenarzt, Neurologe.
Sensible evozierte Potentiale (SEP oder Somato-sensibel-evozierte Potentiale (SSEP)): Überprüfung der Hautempfindung und der hierzu gehörenden sensiblen Nerven. Indikationen: z.B. vor und nach Rückenmarkseingriffen.
Ausführung: Neuropädiater, Neurologe.
Akustisch evozierte Potentiale (AEP): Überprüfung der Funktionen der Hörbahn. Ausführung: Neurologe, spezialisierte HNO-Ärzte.
Elektromyographische Untersuchung (EMG): Untersuchung von Muskelaktivitäten, vorwiegend zur Therapiekontrolle bei Behandlungen mit Botulinumtoxin. Auch denkbar, aber kaum verwendet zum Nachweis von Muskelkraft, z.B. vor und nach Rückenmarkseingriffen.
Ausführung: Neuropädiater, Neurologe.
Nervenleitgeschwindigkeit (NLG): Elektrophysiologische Untersuchung zur Bestimmung der Leitgeschwindigkeit eines an einem Nerven künstlich gesetzten elektrischen Impulses zwischen zwei Elektroden zur Untersuchung der Funktion/ Schädigung eines Nerven (z.B. am Bein: N. tibialis; am Arm: N. radialis). Indikation: z.B. vor und nach Rückenmarkseingriffen.
Ausführung: Neuropädiater, Neurologe.
Visuell evozierte Potentiale (VEP): siehe Augen.
Atmung / Lunge
Atemlangzeitmessungen
Ambulante Langzeitmessung: Verlaufsüberwachung bei
Arnold-Chiari-Fehlbildung (AC-II). Vor und nach kraniospinaler
Dekompression bei bestehenden Atemstörungen. Verdacht auf obstruktives
Schlaf-Apnoe-Syndrom, V.a. Undine Syndrom.
Ausführung: Lungenarzt, Schlaflabor.
Schlaflaboruntersuchung: Komplikationen bei
Arnold-Chiari-Fehlbildung (AC-II): Abklären von Atemstörungen bei nicht
möglicher ambulanter Abklärung. Vor und nach kraniospinaler
Dekompression bei bestehenden Atemstörungen. Festlegen einer Indikation
zur Beatmung.
Ausführung: Lungenarzt, Schlaflabor.
Lungenfunktionsprüfung
Verlaufskontrolle bei Atemproblemen, erheblicher Skoliose, rez. entzündlichen Lungenerkrankungen.
Verlaufskontrolle vor und nach Wirbelsäuleneingriffen.
Verlaufskontrolle als Bestandteil der Vor- und Nachuntersuchungen bei kraniospinaler Dekompression.
Ausführung: Lungenarzt.
Blutuntersuchungen
Blutgasanalyse (Astrup): bei Atemstörungen, bei obstruktiven
Lungenfunktionsstörungen durch Allergien, Entzündungen (Aspiration,
Minderbelüftung). Bestimmung der Diffusionskapazität für CO, z.B. bei
obstruktiven Lungenerkrankungen.
Ausführung: Alle Ärzte / Labor.
Untersuchung von Entzündungszeichen: siehe Blutuntersuchung.
Allergen-Screening: ggf. gezielter Allergennachweis.
Bei gastroösophagealem Reflux (vgl. Darm), obstruktiver Bronchitis: Gesamt-IgE, RAST, Nahrungsmittel usw.
Ausführung: Lungenarzt, Allgemein-, Kinder-/Jugendarzt, u.a. Röntgenuntersuchungen
Lungenaufnahmen: bei entzündlichen Lungenerkrankungen …
Thoraxaufnahme zur Bestimmung von Lageveränderungen der Thoraxorgane bei Skoliose, Adipositas.
Bildwandleruntersuchung zur Abschätzung der Zwerchfellbeweglichkeit v.a. bei Zwerchfelllähmung.
Ausführung: Lungenarzt, Radiologe.
Nieren
Urinuntersuchung
Orientierende Untersuchung: mit Teststreifen (Leukozyten, pH, Eiweiß,
Blut…). Mikroskopische Urinuntersuchung: (in Zählkammer, Sediment
unüblich): Zellen (Leukozyten, Erythrozyten, Salze…).
Bakteriologische Untersuchung: Orientierend: Vorgefertigte Nährböden. Weiterführend: Erstellung eines Antibiogramms.
Blutuntersuchung
Entzündungszeichen: siehe unten: Blutuntersuchung.
Harnpflichtige Substanzen: Kreatinin, Cystatin C, Harnstoff,
Gesamt-Eiweiß, Elektrophorese, Elektrolyte (Natrium, Kalium, Chlorid,
Calcium).
Blutgasanalyse (Astrup): Regelmäßige Untersuchung des Säuerungsgrades,
insbesondere des Basenüberschusses (base-excess, BE) im Blut nach
urologischen Operationen, bei denen Darmanteile verwendet wurden, z.B.
Augmentation, Konduit, Pouch u.a.
Nierenanatomie, Nierenfunktion
Ultraschalluntersuchung: Lage und Form der Nieren, Weite des Nierenbeckens und der Harnleiter.
Ausführung: Kinderarzt, Urologe, Nephrologe.
Clearance bzw. Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate:
Nierenfunktionsuntersuchung, bei der die Fähigkeit der Niere überprüft
wird, Substanzen aus dem Blut zu filtern.
Ausführung: Nephrologe, Kinderarzt, Urologe, Internist.
Seitengetrennte Clearance – MAG-III-Clearance: Radioisotopenuntersuchung zur seitengetrennten
Beurteilung der Nierenfunktion. Ausführung: Nuklearmediziner.
Intravenöses Urogramm: (i.v.-Urogramm = intravenöses Pyelogramm
= Urogramm): (bei Kindern und Jugendlichen nur noch selten ausgeführte)
Darstellung vor allem der Nieren (Lage, Größe, Form usw.), aber auch
der Harnleiter und Harnblase durch ein Kontrastmittel, das in die Vene
gespritzt wurde. Kontrastmittelallergie beachten.
Ausführung: Urologe, Radiologe.
Nierenszintigramm: (= Isotopennephrogramm = Statisches
Nierenszintigramm, DSMA-Clearance): Radiologisch-nuklearmedizinische
(genauere) Darstellung der Nieren mit einer radioaktiven Substanz (z.B.
DSMA) zum Ausschluss von Narben und sonstigen Veränderungen der
Nierenstruktur.
Ausführung: Nuklearmediziner.
Harnblase / Harnleiter
Ultraschalluntersuchung der leeren und gefüllten Harnblase
zur Beurteilung von Lage, Form, Größe, Dicke der Wand, Wandveränderungen
(Unregelmäßigkeiten, Pseudodivertikel), der Harnleiter (Erweiterung,
Hinweise auf Rückfluss von Urin). Nach der Entleerung: Bestimmung des Restharnes.
Ausführung: Kinderarzt, Urologe, Radiologe.
Blasendruckmessung (BDM): Regelmäßig auszuführende (Schlüssel-)
Untersuchung der Harnblase zur Bestimmung und Verlaufskontrolle des
Lähmungstyps mit langsamer Füllung der Harnblase zur Bestimmung der
Blasengröße, neurologischer Eigenaktivitäten, Dehnbarkeit (Compliance),
Druck beim Überlaufen (leak-point-pressure), Harnmenge. Sonographischer
Ausschluss einer Harntransportstörung.
Ausführung: (Neuro-)Urologe, Spezialambulanzen.
Refluxzystogramm (Refluxprüfung), Miktionscystourethrogramm (MCU):
Füllung der Harnblase mit verdünntem Kontrastmittel zur Darstellung der
Blasengröße und Blasenform und zum Ausschluss von anatomischen
Veränderungen der Harnblase wie Reflux, (z.B. zum Ausschluss/Nachweis)
eines Rückflusses von Harn in die Nieren (Reflux) und Diagnostik der
Harnblasenentleerung (Miktion) wie: Harnstrom,
Entleerungsgeschwindigkeit u.a. Veränderungen der Blasen(innen)wand:
Dicke, Pseudodivertikel. Kontrastmittelallergie beachten.
Ausführung: Urologe, Radiologe.
Darm
Sonographie: Ausschluss einer Erweiterung des Mageneinganges als Ursache für einen Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre.
Ausführung: Kinderarzt, Internist, Radiologe.
Röntgen: Breischluck: Ergänzende Untersuchung zum Ausschluss
einer Erweiterung des Mageneinganges als Ursache für einen Rückfluss von
Mageninhalt in die Speiseröhre. Es wird ein röntgendichter Kontrastbrei
geschluckt, hierbei erkennt man Veränderungen in der Speiseröhre und am
Mageneingang.
Ausführung: Radiologe.
Magen-Darm-Passage (MDP): Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel zur Darstellung von Veränderungen im (gesamten) Darm. Ausführung: Radiologe.
Kolonkontrasteinlauf (KE): Röntgenuntersuchung zur Darstellung des Enddarmes. Ausführung: Radiologe.
Kolonographie: Computertomographische Darstellung des Kolon.
Darstellung der Länge und zum Ausschluss von Veränderungen des Kolons
vor urologischen Operationen, bei denen Kolon verwendet wird (z.B.
Pouch, Augmentation).
Blutuntersuchungen
Blutentnahme NUR an sensibel gestörten Hautzonen!
Ausschluss Entzündung: Blutbild, Blutsenkungsgeschwindigkeit, C-reaktives Protein (CRP) (quantitativ), Gesamt-Eiweiß, Elektrophorese, Immunglobuline.
Nierenfunktion: siehe Nieren, harnpflichtige Substanzen.
Medikamentenspiegel: Siehe Krampfleiden.
Blutgasanalyse (Astrup): Siehe Lungen, siehe Nieren.
Allergendiagnostik: Insbewsondere Latexallergie
Ausführung: Alle qualifizierten Ärzte; Labore.
Blutdruck
Blutdruckmessung: Wahl der Manschettenbreite beachten!
Regelmäßige Ausführung bei Jugendlichen und Erwachsenen: Ausschluss/Überwachung einer
“essentiellen” Hypertonie bei Adipositas, Nierenerkrankungen u.a.
Ausführung: fast alle Ärzte.
Allergien
Allergendiagnostik
Haut: Prick-Tests
Blut: Gesamt IgE, RAST Latex, RAST Etilenoxid zur Diagnose und Verlaufskontrolle
Siehe auch: Lunge.