Wirkung der Ansäuerung auf Harnwegsinfekte
Durch Ansäuern des Urins auf einen pH-Wert von 5-6 (Nachweis: vgl. Anleitung: Bestimmung des Säuerungsgrades im Urin) wird die Entwicklung von Harnwegsinfektionen unterdrückt. Mit dem Ansäuern des Urins kann die Wirkung von bestimmten Antibiotika (s.u.) verstärkt werden.
Medikamente
Der Urin kann angesäuert werden (z.B.) mit:
Methionin (z.B. Acimethin ®, Methiotrans ®, Urotractan ®, div. Generika)
Handelsformen: Filmtabletten (zu 500, 840 usw. mg) werden
mit etwas Flüssigkeit eingenommen. Die Gleitfähigkeit wird verbessert
und damit die Einnahme erleichtert, wenn die FT für etwa 10 Sekunden in
kaltes Wasser eingetaucht wurde.
Dosierung: Kinder ab 12 Jahren und Erwachsene: 3×1-2 Tabletten. Eine schnelle Urinansäuerung ist mit 3×2 Filmtabletten zu erreichen.
Wechselwirkungen: Verlängerung der Halbwertszeit und Wirkungsverstärkung von z.B. Ampicillin, Carbenicillin, Sulfonamiden und Nitrofurantoin.
Nebenwirkungen: Selten Magen-/ Darmbeschwerden (Übelkeit, Durchfall). Gegenanzeigen: (mögliche)
Übersäuerung des Blutes (Azidose), z.B. bei künstlichen
Harnableitungen. Neigung zur Bildung von Steinen durch Harnsäure, Cystin
und Oxalsäure. Schwere Nierenschädigung (ab einem Kreatinin-Wert von
2,2 mg %).
Acetolyt ®, Nephrotrans ®, bicaNorm ®
Acetolyt ® steht als Granulat zur Verfügung, was die Einnahme erleichtert, wenn Kapseln/Filmtabletten schwer zu verabreichen sind.
Vitamin C
Handelsformen: Pulver, (Brause-)Tabletten, Dragees. Wegen
der guten Stoffwechselverträglichkeit von Vitamin C müssen größere
Mengen von Vitamin C eingenommen werden, um den Urin anzusäuern.
Nebenwirkungen: Die zum Erreichen einer ausreichenden
Ansäuerung erforderliche Dosis kann zu Reizungen der Mundschleimhaut
führen, was die Anwendungsmöglichkeit begrenzt. Zu beachten ist, dass
bei Einnahme von Vit. C der Nachweis von Nitrit im Urin negativ sein
kann, obschon (Nitrit- bildende) Bakterien im Urin sein können (sog.
falsch-negatives Untersuchungsergebnis).
Extin ® (Ammoniumchlorid 200 mg, Adipinsäure 250 mg).
Handelsformen: Tabletten.
Wechselwirkungen: bei gleichzeitiger Sulfonamid-Therapie: Ausfall harnunlöslicher Salze mit Steinbildung. Vgl. auch Methionin.
Nebenwirkungen: Übelkeit, Durchfall.
Gegenanzeigen: Leberfunktionsstörungen, Azidose, Kreatinin über 2,2 mg %.
Dosierung: 3×1 Tabletten.
Einnahme: in reichlich Wasser auflösen.
Anwendungsdauer: eine Woche, auch zur Daueranwendung geeignet.
Dosierung
Ziel der Ansäuerung des Urins ist die Einstellung des pH-Wertes im Urin unter 6. Der Nachweis ist mit Teststreifen oder Lackmuspapier (verordnungsfähig) möglich, auf denen ein saurer Urin orange oder rot angezeigt wird (vgl. Anleitung: Bestimmung des Säuerungsgrades im Urin). Um eine gleichmäßige Ansäuerung über den ganzen Tag, d.h. 24 Stunden lang einen pH-Wert im Urin unter 6 zu erreichen, ist 3 x am Tag die (im Einzelfall zu ermittelnde) Dosis des gewählten Medikamentes (Auswahl an Medikamenten: s.o.) einzunehmen.
Daueranwendung
Gegen eine Daueranwendung von ansäuernden Medikamenten bestehen grundsätzlich keine Bedenken, aber zur Unterdrückung von Harnwegsinfektionen reicht meist eine kurzfristige (10-14- tägige) Ansäuerung aus. Bei längerer Anwendung sind jedoch Gegenanzeigen und Nebenwirkungen (s.o.) zu beachten.